Irina Welscheid
Irina Welscheid
Lange Zeit dachte ich, mein Leben sei perfekt: ein liebevoller Partner, Auslandsaufenthalte, ein abgeschlossenes Studium, Kinder, eine schöne Familie, Freundschaften. Von außen wirkte alles stimmig. Doch innerlich begann mit der Zeit eine leise Frage zu wachsen, die ich lange ignorierte: Wer bin ich eigentlich jenseits all dieser Rollen?
Als meine Kinder klein waren, konnte ich mich noch hinter der Mutterrolle verstecken. Ich liebte meine Kinder über alles, und gleichzeitig war sie eine bequeme Erklärung dafür, warum ich mich selbst nicht wirklich spürte. Doch mit Mitte, Ende dreißig – als die Kinder größer wurden, selbstständiger, und alle Ausreden verschwanden – wurde diese Frage plötzlich laut. So laut, dass ich nicht mehr wegschauen konnte.
Auf einmal war da eine Klarheit in der Verwirrung: Ich konnte nicht länger nur funktionieren. Ich konnte nicht länger so tun, als würde alles passen. Die Frage „Was will ich wirklich?“ stand mitten in meinem Leben – und sie forderte eine Antwort, die ich mir selbst lange nicht zu geben wagte.
Gleichzeitig spürte ich, dass viel tiefere Muster mich festhielten: Vorstellungen davon, wie eine gute Mutter, eine verlässliche Partnerin, eine „richtige“ Frau zu sein hat. Konditionierungen, die mir sagten, wofür ich dankbar sein müsste – auch wenn sich diese Dankbarkeit seltsam leer anfühlte.
Diese innere Spannung blieb nicht ohne Folgen. Meine Selbstzweifel, meine Unsicherheit und mein Gefühl, mich selbst verloren zu haben, wirkten sich auf meine Beziehung aus. Es krachte – heftig und schmerzhaft. Heute weiß ich, dass es notwendig war. Ohne diesen Bruch hätte ich mich nie auf die Suche nach mir selbst gemacht. Ich wäre nie gewachsen. Ich wäre nie erwacht.
Und während all das geschah, fiel mir eines auf: Mein Interesse für Menschen, für zwischenmenschliche Dynamiken, für Beziehungen – sowohl zu anderen als auch zu uns selbst – war schon immer da. Es war ein roter Faden in meinem Leben, den ich lange übersah.
Und irgendwann verstand ich: Das ist nicht nur eine Neugier. Es ist meine Passion.
Also machte ich sie zu meinem Beruf.
Ich musste zuerst selbst fallen, um wieder aufzustehen.
Ich musste mich verlieren, um mich wiederzufinden.
Und genau deshalb begleite ich heute Frauen auf ihrem Weg – damit sie den Mut finden können, die Fragen zu stellen, die ihr Leben verändern.
Meine Mission ist es, Frauen in Zeiten innerer Unsicherheit zu begleiten – besonders dann, wenn das Leben sich schwer anfühlt, ohne dass man genau weiß, warum. Ich möchte Räume öffnen, in denen Frauen erkennen dürfen, dass die Stolpersteine ihres Lebens keine Strafen oder Zufälle sind, sondern Hinweise. Hinweise darauf, dass etwas in ihnen gesehen, verstanden und verändert werden möchte.
Ich möchte Frauen darin unterstützen, den Mut zu finden, nach innen zu schauen, ihre Muster zu erkennen und die Verbindung zu sich selbst wieder aufzubauen. Denn echter Wandel entsteht nicht, wenn das Leben perfekt ist, sondern wenn wir im Einklang mit uns selbst handeln.
Für mich bedeutet Glück nicht, dass das Leben frei von Herausforderungen wäre. Glück bedeutet, mit sich selbst und der eigenen Situation im Reinen zu sein – selbst in stürmischen Zeiten. Diese innere Klarheit, diese stille Weisheit, ist das, was ich Frauen näherbringen möchte.
Meine Mission ist es, ihnen dabei zu helfen, ihren eigenen Schlüssel zu einem erfüllten, selbstbestimmten Leben wiederzufinden – einen Schlüssel, den sie nie verloren haben, sondern nur verlegt.